Gicht & Arthritis

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Gicht und Arthritis sind schmerzhafte, entzündliche Erkrankungen, die das tägliche Leben vieler Menschen stark beeinträchtigen. Während herkömmliche Medikamente meist die erste Wahl in der Behandlung sind, rückt die Ernährung und deren Einfluss auf Entzündungen zunehmend in den Fokus der Forschung. Besonders Sauerkirschen haben sich in zahlreichen Studien als natürliche Unterstützung bei der Linderung der Symptome von Gicht und Arthritis erwiesen. 

Ein Blick auf die Studienlage

Entzündungen

Entzündliche Prozesse spielen eine Schlüsselrolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Gicht und Arthritis. Diese Erkrankungen hängen beide mit ausgeprägten Entzündungen in den Gelenken zusammen, die zu starken Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.

Sauerkirschen enthalten eine Vielzahl von Polyphenolen, darunter Cyanidine, Kaempferol, Quercetin und Chlorogensäure, die nachweislich entzündungshemmend wirken. Diese sekundären Pflanzenstoffe beeinflussen verschiedene Signalwege im Körper, die für Entzündungsreaktionen verantwortlich sind. Sie hemmen die Aktivierung von Signalwegen wie dem Nuklearfaktor-κB (NF-κB) und der Mitogen-aktivierten Proteinkinase (MAPK), die an der Produktion von entzündungsfördernden Mediatoren wie IL-1β, IL-6 und TNF-α beteiligt sind. [1]

Eine Meta-Analyse von Gholami et al. zeigte, dass der Verzehr von Sauerkirschen signifikant zur Senkung des C-reaktiven Proteins (CRP), einem wichtigen Marker für Entzündungen, beitragen kann. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Sauerkirschen eine lindernde Wirkung auf entzündliche Erkrankungen haben können.[2]

Harnsäurespiegel

Gicht ist eine Form der Arthritis, die durch die Ansammlung von Harnsäure im Blut und die Kristallisation dieser Harnsäure in den Gelenken ausgelöst wird. Diese Kristalle führen zu schmerzhaften Entzündungen und Gichtanfällen. Der Harnsäurespiegel wird durch den Abbau von Purinen beeinflusst, die sowohl in der Nahrung als auch durch den natürlichen Zellstoffwechsel entstehen. Normalerweise wird Harnsäure über den Urin ausgeschieden, aber wenn zu viel Harnsäure im Körper zirkuliert, kann sie sich in den Gelenken ablagern und Entzündungen verursachen. Sauerkirschen sind dazu in der Lage, den Harnsäurespiegel durch eine Steigerung der Harnsäureausscheidung zu senken. [3-6]

Eine Studie des USDA’s Human Nutrition Research Center an der Universität Kalifornien stellte fest, dass Frauen, welche nach einem nächtlichen Fasten 280 g Kirschen verzehrten, eine 15-prozentige Harnsäurespiegel-Senkung aufwiesen. Außerdem konnte eine Verringerung der Entzündungsmarker Stickstoffoxid und C-reaktives Protein gemessen werden. [5]

Um die Auswirkungen auf Harnsäurespiegel und Entzündungen zu untersuchen, verwendeten Forscher in einer weiteren Studie zwei verschiedene Mengen (30 und 60 ml) von Montmorency-Sauerkirschkonzentrat gemischt mit Wasser. 12 Teilnehmer erhielten nacheinander die zwei verschiedenen Saftmengen, wobei zwischen dem Konsum der 30 ml und der 60 ml Dosis eine Phase von zehn Tagen lag, in der kein Sauerkirschsaft verzehrt wurde. Die Sauerkirschen konnten den Harnsäurespiegel bis zu acht Stunden signifikant senken. Nach 24-48 Stunden stiegen sie wieder auf das Ausgangsniveau an. Es zeigte sich, dass die 60 ml Dosis keine stärkere Wirkung erzielen konnte als die halbe Konzentrat-Menge. [6]

Diese Wirkung auf Harnsäurespiegel und Entzündungen trägt auch zu einer Verringerung des Risikos von Gichtanfällen bei. Eine Fallstudie von Zhang et al. mit 633 Gichtpatienten zeigte, dass der regelmäßige Verzehr von Sauerkirschen das Risiko für wiederkehrende Gichtanfälle um bis zu 35 % senken kann. Die Forscher vermuten, dass Sauerkirschen die Ausscheidung von Harnsäure fördern und gleichzeitig entzündliche Reaktionen hemmen, die durch Harnsäurekristalle in den Gelenken ausgelöst werden. [7]

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Arthritis

Neben ihrer Wirkung auf den Harnsäurespiegel können Sauerkirschen auch bei Arthritis helfen, indem sie entzündliche Prozesse im Körper reduzieren. Der Begriff “Arthritis” beschreibt übergeordnet Entzündungen der Gelenke. Diese können sowohl autoimmun bedingt sein, wie bei rheumatischen Erkrankungen, als auch degenerativ, wie bei Arthrose (engl. Osteoarthritis).

Bei den verschiedenen Formen von Arthritis spielen Entzündungen eine zentrale Rolle, da sie die Gelenke angreifen und Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen verursachen. Studien zeigen, dass Sauerkirschen entzündungsfördernde Signalwege hemmen, die für die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen wie TNF-α und IL-6 verantwortlich sind. Dies hilft, die Entzündungsreaktionen zu reduzieren, die für die Schmerzen und Schwellungen bei Arthritis verantwortlich sind.

Eine Studie der Oregon Health and Science University gab Frauen mit Arthrose über 21 Tage hinweg entweder zweimal täglich 310 ml Montmorency-Sauerkirschsaft oder ein Placebo-Getränk zur Einnahme. In der Sauerkirschsaft-konsumierenden Gruppe konnte daraufhin eine signifikante Reduktion des Entzündungsmarker CRP festgestellt werden. [8] 

Fazit:

Die Forschung zeigt, dass Sauerkirschen eine wirksame natürliche Unterstützung bei der Behandlung von Gicht und Arthritis sein können. Sie senken nicht nur den Harnsäurespiegel und verringern das Risiko für Gichtanfälle, sondern haben auch entzündungshemmende Eigenschaften, die bei der Linderung von Arthritis-Symptomen helfen können. Regelmäßiger Verzehr von Sauerkirschen – sei es als frische Früchte oder in anderer Form – kann eine wertvolle Ergänzung zur herkömmlichen Therapie darstellen und die Lebensqualität von Menschen mit Gicht und Arthritis signifikant verbessern.

Literaturverzeichnis:
  1. Mansoori S, Dini A, Chai SC. Effects of tart cherry and its metabolites on aging and inflammatory conditions: Efficacy and possible mechanisms. Ageing Res Rev 2021; 66:101254. doi: 10.1016/j.arr.2021.101254.
  2. Gholami A, Amirkalali B, Baradaran HR, Hariri M. The beneficial effect of tart cherry on plasma levels of inflammatory mediators (not recovery after exercise): A systematic review and meta-analysis on randomized clinical trials. Complement Ther Med 2022; 68:102842. doi: 10.1016/j.ctim.2022.102842.
  3. Martin, K. R., & Coles, K. M. (2019). Consumption of 100% Tart Cherry Juice Reduces Serum Urate in Overweight and Obese Adults. Current Developments in Nutrition, 3(5), nzz011. https://doi.org/10.1093/cdn/nzz011
  4. Hillman, A. R., & Uhranowsky, K. (2021). Acute Ingestion of Montmorency Tart Cherry Reduces Serum Uric Acid but Has no Impact  on High Sensitivity C-Reactive Protein or Oxidative Capacity. Plant Foods for Human Nutrition (Dordrecht, Netherlands), 76(1), 83–89. https://doi.org/10.1007/s11130-021-00879-7
  5. Jacob, R. A., Spinozzi, G. M., Simon, V. A., Kelley, D. S., Prior, R. L., Hess-Pierce, B., & Kader, A. A. (2003). Consumption of cherries lowers plasma urate in healthy women. The Journal of Nutrition, 133(6), 1826–1829. http://jn.nutrition.org/content/133/6/1826.full.pdf+html
  6. Bell, P. G., Gaze, D. C., Davison, G. W., George, T. W., Scotter, M. J., & Howatson, G. (2014). Montmorency tart cherry (Prunus cerasus L.) concentrate lowers uric acid, independent of plasma cyanidin-3-O-glucosiderutinoside. Journal of Functional Foods, 11, 82–90. https://doi.org/10.1016/j.jff.2014.09.004
  7. Zhang Y, Neogi T, Chen C, Chaisson C, Hunter DJ, Choi HK. Cherry consumption and decreased risk of recurrent gout attacks. Arthritis Rheum 2012; 64(12):4004–11. doi: 10.1002/art.34677. 
  8. Kuehl, K. S., Elliot, D. L., Sleigh, A. E., & Smith, J. L. (2012). Efficacy of Tart Cherry Juice to Reduce Inflammation Biomarkers among Women with Inflammatory Osteoarthritis (OA). Journal of Food Studies, 1(1), 14–25. https://doi.org/10.5296/jfs.v1i1.1927
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